Peter Turi: Lebensglück für die Community

Bei seinen Produkten hat Peter Turi stets die Meinungsmacher im Blick. Finanziert wird das komplette Angebot durch Anzeigen.
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Peter Turi

Mit seinem Mediendienst turi2 und der hochwertigen Buchreihe turi2 edition hat der Journalist Peter Turi zwei profitable Medienangebote für die wichtigsten Meinungsmacher aus Medien, Wirtschaft und Politik aufgebaut. Ergänzt werden sie mit Podcasts, einem Youtube-Kanal und Clubhouse-Treffen – und das alles kostenlos für die Nutzer. Finanziert wird es durch Anzeigen. Die kommen zahlreich, angeblich weil turi2 als Kommunikationsclub eine Bühne ist, auf der sich sehr viele Menschen wohlfühlen.

Eines ist für Peter Turi klar: In einer Gesellschaft, in der es Informationen im Überfluss gibt, ist es für Medien kein Zukunftsmodell, vor jede Information ein Preisschild zu stellen. Von den Paywalls, die immer mehr Medien immer häufiger hochziehen, hält er daher nichts. Schließlich lautet sein Lebensmotto: „Verschenke viel, erwarte nichts, dann bekommst du alles“. Ob der tägliche Newsletter, der Mediendienst turi2, turi2TV, Podcasts oder die hochwertigen Printausgaben turi2 edition – alles ist daher kostenlos. Für ihn habe sich das als wirksam erwiesen. „Wir sind damit bei turi2 in 15 Jahren von null auf zwei Millionen Euro Umsatz gewachsen und von einem auf 30 feste und freie Mitarbeitende. Das kann man naiv finden – aber es funktioniert“, so Turi.

Verschenke viel, erwarte nichts, dann bekommst du alles“

Peter Turis Lebensmotto

Doch im Leben des 61-Jährigen hat nicht alles funktioniert. Peter Turi studierte in Heidelberg Politik, Geschichte und Volkswirtschaft, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und gründete 1986 das Journalistenbüro PBM in Mannheim. 1995 kauft er den Kressreport, einen Mediendienst mit Berichten aus der Medien- und Kommunikationsbranche, wurde Verleger und Chefredakteur. Ein Jahr später startete er mit täglich Kress den ersten Tagesdienst und mit Kress Köpfe das erste Personenverzeichnis der Branche im Netz. 

Peter Turi im Jahr 2018 mit kressreport. Foto: imago/teutopress
Peter Turi 1999 mit Kress Foto: imago/teutopress

2000 verkauft er Kress, bekommt 1,5 Millionen Mark und die Köpfe-Datenbank als Abfindung. Sein neues Ziel: Er möchte die deutschen Verlage hinter der neuartigen Suchmaschine Internet123 vereinen und erleidet 2002 damit Schiffbruch. Nach Insolvenz und Depressionen startet er neu mit dem Branchenblog turi2. Im Mai 2007 folgt der erste Morgen-Newsletter in Deutschland, im Dezember 2015 die Buchreihe turi2 edition

Alles Wichtige für Kommunikationsleute

Heute gibt es zwei Hauptprodukte: Die News-Seite oder App turi2, die sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag alles „Wichtige für Kommunikationsleute“ liefert – eine Mischung aus Presseschau, Personalmeldungen, Veranstaltungshinweisen und allgemeinen News aus Politik, Wirtschaft und Medien. Da finden sich an einem Tag Meldungen wie „Basta: BP stellt Flugzeugspirit aus Speisefettresten her“, „Ippen Media lädt Ökonomen zur wöchentlichen Kolumne“ und „Volkswagen plant einen Elektro-Bulli.“ Zudem gibt es morgens und abends einen kostenlosen Newsletter per E-Mail, samstags und sonntags erscheint je eine Ausgabe. Rund die Hälfte der 30 Mitarbeitenden sorgt für den kontinuierlichen Nachrichtenfluss. Das Modell ist clever und vor allem kostengünstig. Turi2 aggregiert die Artikel anderer Medien, spart sich so die teils aufwändige Recherche und verdient gut damit.

Fragen an kluge Köpfe und möglichst viele Namen

Das zweite Hauptprodukt ist die 2016 mit dem Bayerischen Printmedienpreis gekrönte Buchreihe turi2 edition, „ein optisches, haptisches und intellektuelles Vergnügen, ein Sammlerstück, ein echtes Wertpapier“, heißt es auf der Homepage. Der fast ein Kilo schwere Zwitter aus Magazin und Buch erscheint viermal im Jahr mit rund 200 Seiten und wird kostenlos an die Mitglieder der Community verschickt. Zudem ist er als E-Paper frei lesbar und mit Videos, Podcasts und Datenbanken verknüpft. Die Themen der letzten Ausgaben waren Agenda 2022, Bewegung und Social Media. Inhaltlich geht es um eine Mischung von News, zahlreichen Listen (Frauen für 2022), wohlwollenden Interviews, Fragen an kluge Köpfe und vor allem um möglichst viele Namen, die man in der Umschlagklappe nachlesen kann. In der letzten Ausgabe sind es mehr als 500 auf knapp 200 Seiten.   

Wer Mitglied im Club wird, entscheidet er.

Seine Angebote bezeichnet Peter Turi als Kommunikationsclub der „inzwischen knapp über 10.000 wichtigsten Meinungsmacherinnen aus Medien, Wirtschaft und Politik“. Darunter sind Minister und Verlagsleiter ebenso wie Redakteure, PR-Manager, Blogger oder Agenturchefs. Auch eine Ministerin sei eine Meinungsmacherin, so Turi. Schließlich sei Führung zu 90 Prozent Kommunikation.

„Wir sind längst raus aus der reinen Kommunikationsbranche, wir sagen unseren Nutzern, wie die Kommunikationsgesellschaft funktioniert“, so der Medienmacher. Wer Mitglied im Club wird, entscheidet er. Eindeutige Auswahlkriterien gibt es nicht und natürlich gehören nicht nur Peter Turi und seine Frau Heike, sondern auch die Mitarbeiter von turi2 zu den wichtigsten Medienmachern.

siehe auch Tipp 8 aus den Tipps für mehr Abos: „Ehre deine Neukunden und pflege deine Bestandskunden.“

Peter und Heike Turi
Peter und Heike Turi

Medien-Standesamt für das kommunikative Deutschland

Der sichtbarste Teil der Community sind die rund 800 Köpfe. Das seien diejenigen, die die meisten Nachrichten und Klicks auf turi2 produzieren, also die Protagonisten der News, Debatten, Tipps, Interviews, Porträts und Gastbeiträge, so der Journalist. Jeden Tag geht ein neuer Kopf online. Ob BILD einen neuen stellvertretenden Chefredakteur hat, ein Agenturchef wiederholt scharfe Kritik zu einem Thema übt oder ein Blogger einen interessanten Podcast veröffentlicht – sie alle können Kandidaten für die Köpfe sein.  

„Die Köpfe sind praktisch das Medien-Standesamt für das kommunikative Deutschland“, erklärt Turi. „Sie machen via Google und turi2 die relevanten Infos zu den wichtigsten Köpfen aus Medien, Wirtschaft und Politik zugänglich.“ Wer einen Namen lese und sich frage, wer diese Person eigentlich ist, der bekomme über die Köpfe schnell einen Überblick mit Vita, Links, E-Mail-Adresse, relevanten News und oftmals auch einem Video. Die Einträge werden permanent aktualisiert. Meldungen auf turi2 werden automatisch und sofort unter dem entsprechenden Kopf einsortiert. Jeder Jobwechsel wird eingepflegt, jede neue E-Mail-Adresse recherchiert.

„Es reicht nicht, nur auf seinen Informationsvorsprung oder seine Meinung zu setzen. Man muss auch Service für die Community bieten und man muss früh aufstehen.“

Peter Turi

„Das ist einfach ein toller Service“, meint der Verleger und verweist auf den Neuanfang nach seinem Scheitern 2002. „Ich war der Erste, der morgens um fünf Uhr aufgestanden ist, damit der Morgen-Newsletter um halb neun Uhr fertig ist. Das ist wie beim Bäcker. Der ist schon immer um drei Uhr aufgestanden, damit die Brötchen um sechs Uhr fertig sind. Nur die Journalisten haben das nicht gemacht.“ Sieben Jahre habe er daher früh morgens die Printausgaben der wichtigsten Tageszeitungen gelesen und ausgewertet. Heute sei das dank Digitalisierung viel einfacher. Es reiche eben nicht, nur auf seinen Informationsvorspung oder seine Meinung zu setzen. Man müsse auch Service für die Community bieten und dazu müsse man eben – im übertragenen Sinn – früh aufstehen. Dass er damit richtig liege, zeige auch der Erfolg der ZEIT. „Die bieten viel mehr als gedruckte Belehrung“, so Turi. 

Von der Belehrung seiner Nutzer hält Peter Turi ebenso wenig wie von kritischen Beiträgen.

Die Bewertung überlasse Peter Turi den Nutzerinnen der turi2-Community. „Die sind viel zu schlau und selbstbewusst, um sich ihre Meinung von uns vorschreiben zu lassen“, glaubt der Journalist. „Wir sind nicht kritisch gegenüber den Medien, wir berichten über das Positive in den Medien.“ Kein Wunder, dass in der turi2-Selbstbeschreibung häufig Begriffe wie „positiv“, „achtsam“, „wohlwollend“ und „wertschätzend“ auftauchen.

Liegt ein Teil des Erfolgs darin, dass in seinem Kommunikationsclub niemand etwas befürchten muss? „Gut erkannt“, bestätigt Turi. „Wir bieten einen Safe Space für wertschätzende Kommunikation, einen Raum, in dem auf hohem Niveau Argumente und Ideen ausgetauscht werden. Und Inspiration ist uns in der Tat wichtiger als Investigation.“ Man habe keine eigene Agenda – außer der, eine Premium-Plattform für Meinungsaustauch zu sein und die Kultur der freien und wertschätzenden Kommunikation zu fördern.

„Wir verkaufen keine Anzeigen“

Die „Wohlfühl-Blase“ lohnt sich. Sein Angebot finanziert Turi über Werbekunden und Partner, „die turi2.de und die turi2 edition für ihre Kommunikation nutzen und nachhaltig Teil der Plattform sind“. Kein anderes Fachangebot habe so viele Anzeigen, heißt es auf der Homepage. „Mehr als 200 pro Monat digital und über 35 Anzeigenseiten pro Ausgabe der turi2 edition.“

„Mit turi2 habe ich eine Bühne gebaut, die es bis dahin nicht gab. Und wer einmal auf dieser Bühne stand, möchte wiederkommen.“

Peter Turi

Was ist das Geheimnis? „Wir verkaufen keine Anzeigen, wir haben auch keine Anzeigenverkäufer“, betont Turi. „Wir bieten unseren Partnern die Chance, ihren Kommunikationserfolg zu boostern.“ Mit turi2 habe er eine Bühne gebaut, die „es in Deutschland bis dahin nicht gab: premium, positiv, punktgenau“. Wer einmal auf dieser Bühne gestanden habe und merke, welchen Impact turi2 habe, möchte wiederkommen. Und es gebe eben „sehr, sehr viele Menschen, Medien und Marken, die sich auf den Bühnen von turi2 wohl fühlen“.

Auf die Frage, wie er sein Anzeigenangebot bekannt macht, weicht er mehrmals aus, reagiert ungehalten und gesteht dann: „Natürlich machen wir potentielle Anzeigenkunden darauf aufmerksam, dass sie sich bei uns präsentieren können. Aber das nenne ich nicht Anzeigenverkauf, das nenne ich Kommunikation mit der Branche.“ Und natürlich habe man Mediamitarbeiter, die die Anzeigenkunden beraten. Dazu gehören Verlagsleiterin Sarah Risch ebenso wie das Verlegerpaar Peter und Heike Turi höchstpersönlich. „Wir beraten Sie gern! Und sagen Ihnen, wie Sie 20.000 Medien-, Marken- und Meinungsmacherinnen gedruckt, digital, im Video und live erreichen“, heißt es auf der Homepage über den Fotos der Drei.

Nächstes Ziel: Jobmarkt

Getreu seinem zweiten Lebensmotto „Die Idee geht der Wirklichkeit voran“ setzt der Medienunternehmer immer wieder auf neue Kanäle und Medien und nützt einen Teil seiner Gewinne aus den beiden Hauptprodukten, um „mit neuen, digitalen Bühnen zu experimentieren und einen dritten Erlösstrom zu etablieren“. Muss ein Verleger wirklich jeden Hype mitmachen? „Mein Vater, der ein stolzer Bauernsohn aus der ungarischen Tiefebene war, sagte gern: Ich muss gar nichts. Außer sterben“, erklärt Turi. „Wir tun, was wir tun, nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es können.“ Das könnte man „dem Hype hinterherlaufen“ nennen oder auch „Investition“.

Karriere ist das nächste große Ding in der turi2 edition
Karriere ist das nächste große Ding in der turi2 edition

In der nächsten turi2 edition im April 2022 geht es um das Thema Karriere, weil er festgestellt habe, dass das größte Problem für viele Unternehmen derzeit die Gewinnung von Nachwuchs ist. Also biete er seinen Partnern dafür „eine gute Lösung“ an. „Bei uns wird man erfahren, was sich im Jobmarkt tut“, so Turi. Neben den 10.000 verschickten Exemplaren an die Meinungsmacher sollen daher erstmals auch noch weitere 5.000 Exemplare an den Unis verteilt werden.

Dazu habe man rund 300 Professoren aus dem Marketing-, PR-, Politik- und Wirtschaftsbereich angeschrieben und gefragt, wie viele Exemplare sie für ihre Studenten brauchen könnten. „Erstmals verteilen wir die turi2 edition nicht nur an die 10.000 wichtigsten Meinungsmacher, sondern auch an die, die es später mal werden“, so der Verleger. Dabei koste ihn jedes zusätzliche gedruckte Exemplar zwar drei Euro mehr, aber er hofft, die Mehrausgaben durch zusätzliche Anzeigen wieder hereinzubekommen. Dazu schaltete er auf turi2 sogar eine großflächige Eigenanzeige: „Last Chance zur Nachwuchsgewinnung in Journalismus, PR, Marketing, Management!“

< figure class="wp-block-image size-large is-resized is-style-default">Peter Turi mit Julia Jäkel
Peter Turi mit Julia Jäkel

Zudem baut er eine neue Datenbank der wichtigsten Arbeitgeber für Journalismus, PR, Marketing und Management auf. Die Datenbank werde mit den Köpfen und „einem wirklich disruptiven Job-Markt“ verknüpft. Dort könnten die Unternehmen gegen eine einmalige Anmeldegebühr ihre freien Stellen eingeben und zwar für einen Bruchteil der Kosten, die sie bei anderen Jobbörsen haben. 

Im Herbst kommt die neue Print-Reihe

Außerdem soll im Herbst die neue Print-Reihe turi2 Wissen Starten. Während die turi2 edition vor allem Inspiration für die Meinungsmacher bieten soll, geht es bei turi2 wissen um den Nutzwert für die Community. Das erste Thema wird eine detaillierte Vorstellung der 50 wichtigsten Kommunikationsagenturen sein. 

„Meiner Meinung nach funktioniert Werbefinanzierung bei allen, die sich die drei R erarbeitet haben: Relevanz, Reichweite und Reputation.“

Peter Turi

Glaubt der Medienmacher, dass sein erfolgreiches Konzept mit den kostenlosen Angeboten in der Wohlfühl-Blase auch in anderen – vielleicht weniger Publicity suchenden – Branchen funktionieren würde? Seine Antwort: „Meiner Meinung nach funktioniert Werbefinanzierung bei allen, die sich die drei R erarbeitet haben: Relevanz, Reichweite und Reputation.“ 

Die Zukunft der Medien liege darin, einer klar definierten Zielgruppe echten Nutzen zu bieten, der weit über den klassischen Journalismus hinausgeht. Jedes Medium müsse daher selbstkritisch prüfen, ob es künftig gebraucht wird. Wenn es für seine Existenz keinen tieferen Grund gebe, werde es verschwinden. Und der Grund dürfe dabei nicht sein, das alte Abo-Bezahlungsmodell ins Digitale zu übertragen. Peter Turi: „Überleben werden Medien, die einen positiven und spürbaren Beitrag zum Lebensglück ihrer Community leisten.“

Peter Turi, Jahrgang 1961, studierte in Heidelberg Politik, Geschichte und Volkswirtschaft, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und gründete 1986 das Pressebüro Mannheim PBM, das Regionalzeitungen mit Artikeln belieferte. 1996 übernahm er gemeinsam mit Thomas Wengenroth den Branchendienst Kressreport. Er wurde Verleger und Chefredakteur, erfand das erste Personenverzeichnis der Medienbranche Kress Köpfe und schuf den Newsletterdienst täglichkress. 2000 verkauft er Kress und will die deutschen Verlage hinter der neuartigen Suchmaschine Internet123 vereinen. 2002 erleidet er damit Schiffbruch, ist insolvent und leidet unter Depressionen. 2006 startet er neu mit dem Branchenblog turi2. Im Mai 2007 folgt der Morgen-Newsletter,  im Dezember 2015 die Buchreihe turi2 edition. Peter Turi lebt in Walldorf.

Heike Turi, Jahrgang 1966, ist gelernte Werbekauffrau und Dipl. Betriebswirtin. Parallel zum Studium der Germanistik und Kunstgeschichte arbeitete sie seit 1993 beim ZDF als Autorin von “Doppelpunkt”, wurde Redakteurin der “NDR-Talkshow” und der “Johannes B. Kerner Show” (ZDF). Ab 2001 war sie als freie Kommunikationsexpertin und Projektmanagerin für Medien und Unternehmen und Buchautorin tätig. 2018 wechselt sie zu turi2 und betreut als Verlegerin vor allem die Geschäftsbereiche TV und Live.

Peter Turi

Autor:innen

Bärbel Schwertfeger
Bärbel Schwertfeger

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